Ohne Schamgefühl
Das Projekt «Ohne Schamgefühl» ist anschliessend an die fotografische Arbeit «Potenzielle Erscheinungen – Qualitäten der Schönheit» entstanden. Die abgelichteten Personen haben sich aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls einem rekonstruktiven Eingriff im Kopfbereich unterzogen.
Trotz dem Versuch einer Wiederherstellung sind Spuren vorhanden, die dauerhaft sichtbar sein können. Das Gesicht ist eines der ersten Filter in der Kommunikation mit Anderen. Wenn dieses nicht mehr dem Bild entspricht, das man von sich hatte, verändert sich die Identität. Scham, Verlegenheit, Blicke die sich entziehen manifestieren sich durch die betroffene Person und deren Betrachter. Nur Kinder und betagte Menschen trauen sich hinzuschauen oder direkt die Thematik anzusprechen.
Wenn man eine unbekannte und fremde Person über längere Zeit betrachtet, wird man in eine emotional unbequeme Situation versetzt, selbst wenn das Gesicht dieser Person keine Auffälligkeiten aufweist. Ein Erscheinungsbild mit anormalen, gebrochenen Elementen kann Unerträglich sein. Eine Fotografie ermöglicht das endlose Betrachten einer Person. Die Kommunikation bleibt unidirektional. Die Plastische Chirurgie diktiert die Normen der physischen Erscheinung. Sie hat ihre eigenen Regeln, die auf vorgefasste ästhetische Standards basieren und in jeder Epoche durch die Kunst, die Medien etc. induziert wird. Abnormale Erscheinungen sind gegenwärtig immer seltener.
zwei fotografische Porträts (108 x 83cm)